Elektronik-, Softwareentwicklung und Fertigung für Weltmeister
Als Ende Juli 2019 die Firma „Maier in emotion“ auf uns zukam und uns um Unterstützung bei einem Geheimprojekt der Firma Kussmaul in Weinstadt bat, staunten wir ungläubig. Eine Medaille mit Beleuchtung für die Turn-WM 2019 in Stuttgart.
Nicht nur dass die Tragekordel strahlen sollte, auch die Medaille, welche aus zwei Hälften besteht, sollte in der Mitte einen transparenten, beleuchteten Ring bekommen.
Schon mehrfach haben wir, mit der Fa. Maier verschiedene Prototypen mit beleuchtetem Plexiglas verwirklicht. Dieses Projekt jedoch sollte all dies in den Schatten stellen.
Die Vorgaben waren speziell:
Die Frage, ob wir dies in wenigen Wochen zur Serienreife bringen könnten, war sehr gewagt. Der Reiz zu zeigen, dass wir diese Challenge „weltmeisterlich“ gewinnen spornte uns aber an.
Natürlich war aus elektronischer Sicht noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten:
Ein Lithium-Ionen-Akku mit Über- und Unterspannungsabschaltung sowie eine Ladebuchse waren für diese Elektronik von unserer Seite her unumgänglich.
Die bisher vorgesehene Knopfzelle war durch ihren Innenwiderstand in keinster Weise in der Lage die Leuchtdioden mit genügend Strom zu versorgen.
Die Ladebuchse musste mechanisch so angepasst werden, dass diese neben der Kordel im Medaillengehäuse Platz findet, nicht auffällt und trotzdem mit einem normalen Handyladekabel geladen werden kann.
Gleiches galt für die Leuchtdioden, welche die Kordel beleuchten, auch diese mussten mechanisch angepasst werden.
Eine weitere Herausforderung war die gleichmäßige Ausleuchtung des Rings. Achtzehn weiße Side-LEDs erfüllen eine nahezu homogene Ausleuchtung ohne Schattenbildung.
Die größte zu bewältigende Übung war aber, alle bisher unvorhergesehenen Möglichkeiten und noch kommende Wünsche zu erfüllen.
Wollten wir am Anfang nur einen Neigungssensor verbauen, welcher programmiert ein Signal abgibt, ähnlich einem Tilt-Sensor, wurde von uns doch recht schnell entschieden einen multifunktionalen Weg mit Neigungs- und Bewegungssensor sowie einem programmierbaren Prozessor zu gehen. Dies stellte sich letztendlich als Gewinn heraus.
Nachdem der ersten Medaillenübergabe, gab es den Wunsch die Software doch noch etwas zu verändern. Hierzu wurde im ersten Step die Einschaltzeit verlängert und im zweiten Step die Reaktionszeit nach Ablauf der Einschaltzeit angepasst.
Eine solche notwendige Flexibilität in einem Projekt, welches vollkommenes Neuland betrifft, vorzusehen ist definitiv der richtige und notwendige Weg und hat uns in vollstem Umfang mit der internen gefühlten Goldmedaille belohnt.
Die Reaktion von Simone Biles, der Vorzeigeturnerin der amerikanischen Mannschaft, beim erstmaligen Erkennen der Beleuchtung der Medaille, hat uns für die anstrengende Arbeit belohnt.
Mal sehen was als nächstes kommt – oder wie ein Medienvertreter fragte: Kann die auch „Alexa“?
Siegmar Dierolf / Entwicklungsleiter